So, wo waren wir stehengeblieben? Ah ja. Der Hexer/Befreier und Aurora, die junge Stimme der Zeit, die der Hexer durch Schmeicheleien an sich gebunden hatte. Es hieß, dass sphärische Teile von ihr, Teile ihrer zerrissenen Seele, durch Elitawana irrten, auf der Suche nach … ja, nach was? Freiheit? Sicherheit? Liebe?
Aber nicht nur Aurora war gefangen – auch die Bewohner*innen der ersten Drachenwelt waren nun gespalten – in die, die sich immer noch unsere Hilfe erhofften, und jene, die sich dem Hexer angeschlossen hatten. Doch nicht nur neue Gefolgsleute hatte der Hexer: Auch neue Gefangene.
Im Kerker des Hexers
Im Jahr zuvor war es uns Reisenden ja gelungen, die Held*innen der Drachen aus den Fängen des Hexers zu befreien. Jetzt hielt er wieder jemanden im Kerker der Burg gefangen: Vicenca Verani, Lauriel und Alkanas – alle mächtige Streier*innen, die der Hexer nun im Seelengefängnis folterte. Obwohl wir hineingelangten und (vornehmlich) mit Lauriel sprechen konnten, brachte uns das nicht weiter. Die drei Gefangenen beharrten, dass sie verloren seien. Vicencas versteinerter Körper wurde, getrennt von ihrer Seele, irgendwo aufbewahrt und bewachte das Tor, hinter dem der Darpatbulle gefangen gehalten wurde. Vincenca wollte nicht befreit werden, weil wir damit diese schreckliche Bestie auf Elitawana losließen. Doch … der Bulle, war das nicht jene Bestie, der der Hexer einen Seelensplitter anvertraut hatte?
An dieser Stelle schiebe ich gerne die Erzählung „Von den blauen Taten in Elitawana“ ein, in der aus der Sicht der Blauen die Ereignisse geschildert werden – als einfache Heilerin der Krakanter habe ich diese diffizilen Ereignisse nicht in diesem Detailreichtum erleben können, da ich mit Blut, Schweiß und Tränen, gebrochenen Knochen und abgetrennten Gliedmaßen zu tun hatte. Die Blauen nahmen sich auch Auroras an – konnten sie mit ihrem höchsten Wert, der Freiheit, die junge, an den Hexer gebundene Stimme der Zeit erreichen? Ich weiß es nicht.
Der Hexer und Krakant
Doch erinnere ich mich, wie wir in einer großen Kraftanstrengung dem Hexer in einem Anbetungsritual gegenüber traten … wie er unseren Leutnant in Ketten legte … wie er tanzte … um unsere Reliquien herum tanzte!! Wir bedurften all unserer Glaubensstärke, um ihm zu widerstehen, doch was hat es ihm geschadet?
Steht nicht Krakant mit seiner reichen und mächtigen Tradition der Inquisition an erster Stelle, um Wesen wie dem Hexer die Stirn zu bieten? Sollten wir nicht prädestiniert sein, ihm den Garaus zu machen? Er wäre nicht die erste Hexe, die im Feuer des Tyr-Glaubens brennt!
Die Priester baten uns, den Urstrom zu schützen. Dieser Schutz konnte nur durch ein gemeinsames Gebet an alle Drachen hergestellt werden. Also schützten wir den Urstrom.
Ich bin nur eine einfache Heilerin, und die meisten unserer Krakanter Leute sind einfache Soldaten. Wir beschützen die Schwachen und stellen unsere Leiber vor die Unschuldigen. Unser Schildwall steht zwischen Euch und der Dunkelheit. Unser Blut erkauft Eure Sicherheit. Ich verstehe nicht viel von dem, was die Priester der Drachen reden: Dass der Hexer ein Splitter der Götter ist, älter als die Drachen selbst. Dass er die Drachen bekämpft, weil diese ihn aus dem Himmel verjagt haben. Ich verstehe nur, dass er bekämpft werden muss.
Und auch all das andere … dass Vincenca Verani, Lauriel und Alkanas befreit wurden (aber wie?). Dass Vincencas Körper dann das Portal freigab, hinter dem der Darpatbulle verschlossen war. Dass der Darpatbulle erschien und sich uns in der Schlacht stellte – ja, das weiß ich noch. Schließlich waren es Krakanter Schwerter, die den Bullen niederstachen. Und meine Verbände, die die tiefen Wunden verschlossen, die die Hörner des Bullen gerissen hatten. Und Krakant, unser Leutnant Konrad, der dem Bullen den Seelensplitter entriss … aber wohin dieser dann gebracht wurde, das weiß ich nicht. Wahrscheinlich wieder zu irgendwelchen Gelehrten und Diplomaten, die viel reden, aber wenig tun. Gehört habe ich, dass der Splitter zu einem sphärischen Teil Auroras gebracht wurde. Vielleicht stimmt auch dies. Ich hoffe, es hat ihr etwas Frieden gegeben.
In der letzten Schlacht fielen so viele … ein Bürgerkrieg tobte durch Elitawana, und wir waren Zeugen. Brüder kämpften gegen Schwestern, Väter gegen Mütter. Der Hexer hatte das Land und die Menschen gespalten. In der letzten Schlacht fiel durch die Hand des Hexers die Li’Shima, Herrin der Feuerklippen, die mir ehedem ein besonderes Geschenk gemacht hatte. Und schließlich zeigte der Hexer doch eine Regung – war es Wut? – und mit einem gewaltigen Streich verbrannte er unseren Weibel und unseren Fürstbischof, Ramius Lionsbane. Wir sahen sie fallen.
Die Stunden danach waren dunkel, ich erinnere mich an wenig, außer an Tränen. Wir bereiteten Herrn Ramius, Weibels und Ludgers (einer unserer gefallenen Soldaten, dessen Namen wir nicht vergessen wollen) Bestattung vor. Und dann … dann brachten die Bettler und unseren Herrn Ramius und unsere Leute zurück! Tyr segne Euch, Ihr Bettlervolk. Wir haben Euch nicht umsonst vertraut.
Der Schildwall gegen die Dunkelheit
Haben wir jetzt gewonnen oder verloren? Ich weiß es nicht. Der Urstrom ist geschützt, der Darpatbulle erlegt, der Hexer vorerst abgezogen … aber die Priester und Diplomaten, sie reden immer noch und tun wenig.
Mir sind die einfachen Leute lieber. Ich bin nur eine einfache Heilerin. Ich stehe bei Krakant, und Krakant ist der Schildwall gegen die Dunkelheit. Wenn Ihr blutet, flicke ich Euch zusammen. Wenn finstere Kreaturen Euch bedrohen, schlägt Krakant zu. Krakant schwingt keine großen Reden. Krakant handelt. Krakant wird nicht weichen, keinen Zollbreit. Der Hexer kann uns mit seinen schönen Reden nicht täuschen. Zwischen ihm und den unschuldigen Menschen Elitawanas wird bis zum bitteren Ende eines stehen: Ein Krakanter Schild.
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